
Gelebte Werte im Familienunternehmen
Die Firma Friderici ist spezialisiert auf Lösungen für den Transport und das Heben von schweren, sperrigen Gütern: Da wird zum Beispiel ein 300-Tonnen-Teilchenbeschleuniger des Kernforschungszentrums CERN sicher befördert. Ein gigantischer, 60 Meter langer Konvoi fährt nachts einen elektrischen Transformator durch Lausanne. Oder eine monumentale Bronzeskulptur von Fernando Botero, zwei Millionen Franken wert, wird in einem Hotelfoyer aufgestellt – nachdem sie millimetergenau durch die Tür passte.
«Seit über 140 Jahren entwickeln wir einzigartige Lösungen für Spezialtransporte», kommentiert Clément Friderici. Der Sohn des derzeitigen CEO Jean-Paul Friderici wird ab 2019 die Geschicke des Transportunternehmens mit 150 Mitarbeitenden lenken.

Noch-CEO Jean-Paul Friderici (66) und Sohn Clément Friderici (38).
Noch hat die vierte Generation Friderici das Steuer in der Hand. Das Unternehmertum scheint jedoch Teil der Familien-DNA zu sein und sich wie die Liebe zu schweren Transportern zu vererben: Schon für den achtjährigen Schulbuben Clément gab es nichts Schöneres, als am Mittwochnachmittag mit den Camionneuren auf Tour zu gehen.
Kundenorientierung, Innovationsfreude, Transparenz: Welche Werte im Familienunternehmen gelebt werden, bekam Clément auch als Student mit, wenn er in den Semesterferien im Betrieb jobbte. Nach einer kaufmännischen Lehre und einem Wirtschaftsstudium an der Fachhochschule Lausanne trat er dann 2005 in den Betrieb ein. Seither haben ihn sein Vater Jean-Paul und sein Onkel André, technischer Direktor der Firma, entscheidend geprägt: als kluge Geschäftsmänner, zupackende Macher und verantwortungsbewusste Arbeitgeber.
Die Stabübergabe: frühzeitig geplant
Auf Ende 2018 ist nun ein Management-Buy-out durch die fünfte Generation Friderici aufgegleist. In die Verantwortung gehen Clément und seine Cousins Blaise und Stéphane, die beide im technisch-planerischen Bereich tätig sind. Für die Nachfolgeregelung wurden die Strukturen langfristig angelegt. «Und doch hat alles viel länger gedauert als geplant», sagt Clément. «Aus sechs Monaten wurden zwei Jahre.»
Warum diese Verzögerung? «Bei einem so wichtigen Schritt gibt es mehr Details zu beachten und Fragen zu klären, als man denkt», gibt er zu. «Bei Differenzen muss man eben so lange diskutieren, bis man eine Lösung findet.» Dabei habe sich – einmal mehr – gezeigt, dass die Familie auf ein starkes Fundament bauen kann. «Wir haben gemeinsam schwierige und erfolgreiche Zeiten erlebt. Wir wissen, wie wichtig die Familie ist und was es zu verlieren gibt.»
«Wir haben gemeinsam schwierige und erfolgreiche Zeiten erlebt. Wir wissen, wie wichtig die Familie ist und was es zu verlieren gibt.»
Clément Friderici
Welche Tipps hat er für die Nachfolgeregelung? «Uns hat es gutgetan, frühzeitig und regelmässig mit externen Beratern eine Retraite einzulegen.» So ein Perspektivenwechsel eröffne häufig neue strategische Wege.
Offene Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden ist ein weiterer Tipp. «In unserem Unternehmen arbeiten alle mit grosser Leidenschaft, da ist es ein Zeichen von Respekt, transparent zu informieren – aber erst, wenn die Lösung da ist.»
Das Wichtigste bei so einem Übergang sei jedoch dies: «Dass auf der einen Seite Menschen stehen, die bereit sind loszulassen – und auf der anderen Seite Menschen mit den notwendigen Kompetenzen und vor allem der Lust, sich in das Abenteuer zu stürzen.»
Das Transportunternehmen Friderici
In den Anfangsjahren ab 1880 sind noch Pferdekutschen mit Holz und Kohle unterwegs. 1946 führt das Unternehmen bereits internationale Transporte durch, unter anderem für das Rote Kreuz. 1961 wird der erste Kran erworben und der Markt der Hebetechnik erobert.
Heute ist die Friderici Spécial SA mit Sitz in Tolochenaz VD ein führender Schweizer Anbieter von Spezialtransporten, Hebearbeiten, Warenumschlag und Lagerflächen. Der Fuhrpark umfasst über 150 Fahrzeuge: Lkws, Kranfahrzeuge, Hebefahrzeuge, Sattelauflieger und mehr.



