Viele glauben, ein Budget bedeute Einschränkung. Stimmt das? 

Im Gegenteil. Ein Budget schafft Sicherheit und Freiheit: Ich weiss, welche Ausgaben möglich sind, und werde nicht von einer Rechnung kalt überrascht. So sind auch mal Dinge wie ein neues Kleidungsstück oder ein Wochenendtrip mit gutem Gewissen möglich. Budgetieren heisst nicht verzichten, sondern bewusst entscheiden, wofür Geld ausgegeben wird. Zugleich erleichtert es das Sparen für langfristige Ziele und die Altersvorsorge. 

Welche typischen Geldfallen begegnen Ihnen in der Budgetberatung? 

Oft sind es laufende Kosten wie Handyabos oder Versicherungen. Das Auto ist ein häufig unterschätzter grosser Posten. Auch kleine Alltagsausgaben wie der Kaffee unterwegs oder das Mittagessen auswärts summieren sich schnell. Zudem erschweren die vielen Bezahlmöglichkeiten (Kreditkarte, Twint, «jetzt kaufen, später bezahlen») den Überblick. Deshalb ist es hilfreich, eine Zeit lang alle Ausgaben bewusst zu notieren und die Kontoauszüge gründlich zu prüfen, um Klarheit zu gewinnen. 

Wie erstellt man ein schlaues Budget? 

Entscheidend ist eine Jahresplanung, da Kosten wie Steuern oder Versicherungsprämien unregelmässig anfallen. Zunächst werden die Einnahmen und Fixkosten wie beispielsweise die Miete aufgelistet, dann die variablen Ausgaben. Wichtig sind Rücklagen für die Krankenkassen-Franchise, Ferien oder Unvorhergesehenes. Am besten wähle ich eine Herangehensweise, die zu mir passt, sei es eine App, eine Excel-Datei oder eine einfache Tabelle auf Papier. Auf der Webseite budgetberatung.ch gibt es dazu viele Vorlagen und Beispiele. 

Um mehr Ordnung in die Finanzen zu bringen, hat sich das Drei-Konten-Modell bewährt: ein Lohnkonto für Fixkosten wie Miete, Krankenkassenprämien oder Steuern, ein Alltagskonto für variable Ausgaben, wo es auch mal auf null gehen darf, und ein Sparkonto für Rückstellungen oder grössere Wünsche. 

Was tun, wenn das Geld spürbar knapp wird? 

Früh reagieren, das Budget überprüfen und Ausgaben priorisieren. Besser selbst Anpassungen vornehmen, bevor Mahnungen oder Schulden entstehen. Eine neutrale Budgetberatung kann dabei helfen, den Überblick zurückzugewinnen – besonders wenn Lebensveränderungen wie eine Familiengründung, Scheidung oder Pensionierung anstehen. 

Ihr persönlicher Tipp, um das Budget einzuhalten? 

Ein realistisches Budget erstellen – keine Wunschzahlen. Freiräume zulassen, kleine Belohnungen einplanen und bewusst geniessen. Wichtig bleibt auch eine Portion Gelassenheit: Niemand muss Finanzprofi werden. Etwas Rücklagen, Altersvorsorge und die Gewissheit, Rechnungen bezahlen zu können, reichen oft schon für ein gutes Gefühl. 
 

Philipp Frei ist Geschäftsführer des Dachverbands Budgetberatung Schweiz, der über 30 Beratungsstellen in der Schweiz vereint. Die unabhängige Non-Profit-Organisation unterstützt Privatpersonen dabei, ihre Finanzen zu ordnen und ihre Spar- und Vorsorgeziele realistisch zu erreichen.