Wie Zeichen und Pfeile helfen, einfach und schnell den Weg zu finden.

Signaletik – mit Zeichen zum Ziel

Wie kommen wir möglichst einfach an ein Ziel oder im Notfall aus einem Haus? Signaletik ist das Zauberwort.
ValOr-4.12.2024|6min
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Es ist eine Herkulesaufgabe: Menschen in öffentlichen Räumen und komplexen Gebäuden wie Flughäfen oder Spitälern so zu informieren, dass sie ihren Weg finden. Egal, welche Sprache sie sprechen und welche kulturelle Prägung sie haben. Signaletik muss also eine Art Weltsprache sein. Statt mit Worten arbeitet sie deshalb in der Regel mit visuellen Elementen. Übersichtspläne zeigen den Standort, Pfeile geben die Richtung an, Piktogramme informieren unter anderem darüber, was es vor Ort zu finden gibt. «Signaletik kann dabei sehr pragmatisch und zurückhaltend oder auch erzählerisch und poetisch sein», sagt Jimmy Schmid, der an der Hochschule der Künste Bern einen europaweit einzigartigen Signaletik-Weiterbildungsstudiengang leitet. 

Weltweit geregelt 

Im Notfall ist pure Funktionalität gefragt: Alle müssen so rasch wie möglich aus der Gefahrenzone raus. Diese Informationsvermittlung muss immer und überall gelingen. Erst seit 2013 gelten die international genormten weiss-grünen Piktogramme für Rettungszeichen wie den Notausgang als verbindlich. Und aufgepasst, wer in die USA reist: Hier herrschen immer noch die roten «EXIT»-Schilder vor, wobei der «rennende Mann» langsam, aber sicher aufholt. Er wurde übrigens Ende der 1970er-Jahre von einem Japaner entworfen. Nebst solchen Normen sind weitere Regeln zu berücksichtigen, damit alle ihren Weg finden. Etwa die Lesbarkeitsregel, die einen ausreichenden visuellen Kontrast zwischen Beschriftung und Hintergrund verlangt. 

 

«Seit 2013 gelten die international genormten weiss-grünen Rettungszeichen-Piktogramme als verbindlich.»

 

Jeder Ort individuell 

Sind die funktionalen Aspekte abgedeckt, kann der kreative Spielraum genutzt werden. Um einem Ort eine spezifische Identität zu verleihen, kann mit Farben, Schriften, Licht, Bildern, Materialien und erzählerischen Elementen gearbeitet werden. Das gilt besonders für Orte, die zu einem Erlebnis einladen wie Museen oder Zoos. «Hier ist das Bedürfnis nach Unterhaltung, Emotionen und Wissensvermittlung grösser als in einem Bahnhof. Wobei sich jeder Wartebereich dafür eignet, etwas zu erzählen», sagt Schmid. Wichtig ist stets, eine klare Vorstellung des Umfelds und der künftigen Benutzerinnen und Benutzer zu haben. Im Schalterraum einer Bank steht die Kundschaft im Zentrum – da darf die Signaletik die Identität des Unternehmens schon mal etwas lauter in Szene setzen. Im Bürogebäude, wo sich vorwiegend Mitarbeitende bewegen, gilt hingegen: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. 

So komplex ist Einfachheit 

«Hinter einem gut funktionierenden Signaletik-System steckt sehr viel interdisziplinäre Arbeit», weiss Jimmy Schmid. Zunächst braucht es eine gründliche Analyse des Zielpublikums, der Raum- und Lichtsituation und des Wegnetzes. Alle Ziele müssen bestimmt und die Informationen nach Wichtigkeit eingestuft werden. «Das A und O ist dabei das Einhalten der Informationskette mit den drei Aspekten Orientierung, Richtungsweisung und Zielbestätigung.» Dann werden die Informationen gestaltet – im Dialog mit der Architektur und dem Unternehmen, und dies möglichst barrierefrei. Oft gilt es, aktualisierbare Elemente wie Raumbeschriftungen zu planen, visuelle mit akustischen Informationen zu kombinieren und digitale Massnahmen zu integrieren. Schmid: «Das Ziel ist erreicht, wenn Menschen nicht nur Ziele finden, sondern Räume erleben und sich darin wohlfühlen.» 

 

Die bekanntesten Piktogramme   

Piktogramme vermitteln Information durch eine klare und vereinfachte Darstellung. Sie sind so konzipiert, dass sie in der Regel ohne zusätzliche Erklärung international verständlich sind.

  • Das Piktogramm «Information» dient zur Kennzeichnung von Informationsstellen im öffentlichen Raum. Es ist international standardisiert und wird oft in Blau-Weiss gehalten. 

  • Das WLAN-Piktogramm dient der schnellen visuellen Erkennung von WLAN-Netzwerken. Entstanden ist es durch die Notwendigkeit, komplexe technische Funktionen einfach darzustellen. Die Formgebung erinnert an Funksignale, das Piktogramm ist weltweit verbreitet. 

  • Das Piktogramm «Notausgang» basiert auf der ISO-Norm 7010. Diese legt Farben und Formen von Rettungs-, Verbots-, Gebots-, Warn- und Brandschutzzeichen fest und sorgt so international für mehr Sicherheit. 

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