Auf ihrer zweijährigen Weltreise lernten Irene und Mario Renold in Griechenland, Neuseeland und Amerika Häuser kennen, die komplett aus lokalen Materialien erbaut wurden, zum Teil nur aus Erde und Lehm. «Wir waren Feuer und Flamme – und haben gedacht, so etwas muss doch auch in der Schweiz möglich sein», sagt Mario Renold.
Nach einigen Recherchen fällten die Sozialpädagogin und der Leiter technischer Dienst am Grand Casino Baden die Entscheidung: Stroh sollte der wichtigste Baustoff des neuen Heims sein, das auf ihrer Parzelle in Dättwil errichtet werden sollte. «Im Familien- und Freundeskreis stiessen wir zunächst auf Skepsis», erzählt Mario Renold. «Da kamen stets die Fragen: Wie ist das mit Schädlingen? Schimmelt das Stroh? Brennt das nicht leicht?» Das wollten natürlich auch die Renolds wissen.
«Wir sind gerne bereit, über den Tellerrand zu schauen und innovative Ideen zu fördern.»
Yves Reichmuth, Valiant Geschäftsstelle Gränichen
Deshalb nahm das Paar Kontakt mit dem Architekturbüro Atelier Schmidt in Trun (GR) auf, das bereits 30 Strohballenhäuser gebaut hatte. «Wir haben einige besucht», erinnert sich Mario Renold, «zum Teil im Winter, und da haben uns die wohlige Wärme und das angenehme Raumklima begeistert.» Schon bald entstanden erste Pläne für ihr eigenes Haus: mit zwei grosszügig bemessenen Etagenwohnungen, von denen eine vermietet werden sollte.
Innovativ bauen, sicher finanzieren
Bei allem Enthusiasmus galt es zunächst die Finanzierung zu sichern. Was würde die Bank zu dem experimentellen Bauprojekt sagen? «Wir sind gerne bereit, über den Tellerrand zu schauen und innovative Ideen zu fördern», sagt Yves Reichmuth, Leiter der Valiant Geschäftsstelle in Gränichen. «Bei solch speziellen Projekten nehmen wir uns aber auch die Zeit, um gründlich zu recherchieren und Fragen zu prüfen wie: Erfüllt das Haus alle Anforderungen in Bezug auf Statik und Brandschutz? Wie werthaltig ist so ein Objekt? Stimmt der Belehnungswert?»
All das wurde zur Zufriedenheit geklärt. Dass ein im Jahr 1903 erbautes Strohballenhaus in Nebraska heute noch steht, sprach auch für die Langlebigkeit. Und die Renolds fanden für die Wohnung im Untergeschoss passende Mieter. So erstellte die Valiant Bank gemeinsam mit dem Paar ein Finanzierungskonzept – und es konnte losgehen.
Irene und Mario Renold vor ihrem Haus in Baden.
Das Atelier Schmidt konnte dann in enger Zusammenarbeit zwischen dem Projektleitenden Architekten Michael Schneider und dem lokalen Bauleiter Uwe Jacob den Traum der Renolds verwirklichen. Dazu mussten die Zimmerleute aus der Region erst in der speziellen Bauweise geschult werden.
«Als die vielen Strohballen rund ums Haus lagen, kamen auch häufig Schaulustige vorbei und haben gefragt, was wir machen», erinnert sich Mario Renold. Sogar Radio und Presse kreuzten auf. Doch jetzt kann es sich das Paar nach dem Einzug ungestört gemütlich machen. Denn nach der Fertigstellung sieht man dem Haus mit seinem modernen Design seine Bauweise gar nicht mehr an.