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Aussortiertes Gemüse: nicht makellos, aber von exzellentem Geschmack.
Nachhaltigkeit

Eine zweite Chance für Gemüse und Geräte

«Foodoo» und das «Repair-Café» zeigen, was sich aus Ausschussware und defekten Geräten machen lässt.
ValOr-10.12.2025|5min
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In der Schweiz gehen jährlich fast 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel verloren. Das sind rund 330 Kilo pro Kopf. Wie sich dagegen etwas tun lässt, zeigt Foodoo aus Utzigen (BE). Das Unternehmen von Koch Mirko Buri und Geschäftsführer Pierre-Yves Bernasconi verarbeitet Obst und Gemüse, das nicht in den Verkauf kommt. Und das nicht etwa, weil es schlecht wäre, sondern weil es «nicht normgerecht» aussieht. 

Den Anstoss gab 2011 eine Dokumentation über globale Lebensmittelverschwendung. «Ist das in der Schweiz auch so?», fragten sich die beiden. Im Seeland entdeckten sie ganze Felder voll liegen gelassener Kürbisse und Karotten: zu krumm, zu gross oder zu klein. «Wir haben gefragt, ob wir das Gemüse mitnehmen dürfen», erinnert sich Pierre-Yves Bernasconi. «Aber zunächst hiess es: Was wollen die jungen Spinner?» 

Lebensmittel wieder schätzen lernen 

Die beiden Pioniere liessen sich jedoch nicht entmutigen, gründeten erst einen Verein und 2018 die Foodoo GmbH. Heute kaufen sie Ausschussware zu fairen Preisen bei Bäuerinnen und Bauern und stellen daraus haltbare Produkte wie Bouillon, Tomatensauce oder Mayonnaise auf Süsskartoffelbasis her. Neben der Produktion verkauft Foodoo an Outlet-Ständen Obst und Gemüse zweiter Wahl, darunter auch Importware, die sonst im Biogas gelandet wäre. 

Bekannt wurde Foodoo durch «Schnippel-Events», wo Freiwillige gemeinsam Gemüse rüsten. «Da läuft Musik, Jung und Alt begegnen sich, alle haben Spass», erzählt Pierre-Yves Bernasconi. «Und am Ende entstehen bis zu zwei Tonnen Bouillon.» Solche Anlässe finden auch an Schulen statt, verbunden mit Workshops zum Thema Foodwaste. «Dort geschieht etwas, das sich nicht in Kilo messen lässt: Die Wertschätzung für Lebensmittel wächst – und zu Hause wird weniger achtlos weggeworfen.» 

 


 

 

Repair Café: Reparieren statt neu kaufen 

Auch kaputte Dinge haben oft noch Potenzial. Das nutzen Repair Cafés, die mittlerweile in vielen Schweizer Städten stattfinden. Am Reparaturtag bringen Besucherinnen und Besucher Defektes mit. «Dabei treffen junge Leute, die Kreislaufwirtschaft leben wollen, auf ältere Menschen mit liebgewonnenen, nicht digitalen Geräten aus den 80er- und 90er-Jahren», sagt Titus Sprenger, Koordinator des Repair Café Biel

Freiwillige versuchen, die Dinge zu reparieren. Das spart Abfall, Geld und vermittelt auch Wissen. «Wer etwas mitbringt, schaut beim Reparieren zu. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto», erklärt Titus Sprenger. 

Von kaputt zu wieder brauchbar 

Wie das konkret aussieht, zeigte der Bieler Reparaturtag im August: «Man hätte ihn Staubsauger-Tag nennen können», lacht Sprenger. «Acht Modelle konnten wir wieder flottmachen.» Insgesamt zählte das 14-köpfige Bieler Freiwilligenteam 72 Reparaturen – vom Föhn über einen Rucksack bis hin zur Skibrille. «Wir füllen eine Lücke, wo es sonst kein Angebot gibt», so Sprenger. Grenzen gibt es allerdings auch. «Von Mobiltelefonen, Laptops oder Uhren lassen wir die Finger und raten zum Besuch eines Fachgeschäfts.» Tabu sind auch Geräte mit noch gültiger Garantie. 

Getragen wird das Bieler Repair Café vom Verein FAIR!. Für den IT-Experten Sprenger sowie die anderen Helferinnen und Helfer ist das Engagement auch ein Ausgleich, wie er sagt: «Es tut gut, etwas Praktisches zu tun und mit den Händen anzupacken. Sich dabei auch einmal etwas zu trauen und kreative Lösungen auszutüfteln. Zum Beispiel indem man ein Gerät mit einer Büroklammer flickt.» Am schönsten seien für ihn die Momente, wenn Menschen mit strahlenden Gesichtern wieder gehen: «Die dankbaren Blicke sind pures Glück.» 

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