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So gelingt gute Kommunikation
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So gelingt gute Kommunikation

Gute Kommunikation ist lernbar. Was dabei zählt, erklärt Prof. Dr. Carmen Zahn im Interview.
20.08.2025|6min
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Carmen Zahn, die Menschen tauschen sich heute zunehmend elektronisch aus, über Kurznachrichtendienste, Bilder oder Videokonferenzen. Kommunizieren und verstehen wir uns dadurch besser?
Die Qualität der Kommunikation hängt stark von den beteiligten Personen ab. Entscheidend für eine gute Kommunikation sind unsere Persönlichkeit, unsere Fähigkeiten und unsere Gewohnheiten. Die Fähigkeit, gut zu kommunizieren, muss erlernt und trainiert werden. Das gilt sowohl für den direkten Austausch mit physischer Präsenz als auch für die Kommunikation online.

Beeinflussen die individuellen Fähigkeiten und Vorlieben die Wahl des Kommunikationsmittels?
Ja, ob wir einen Kurznachrichtendienst oder das Telefon benutzen oder ein physisches Treffen vorschlagen, ist eine Frage der individuellen und beruflichen Vorlieben und Erfahrungen. Auch die Persönlichkeit spielt eine Rolle: Introvertierte Menschen kommen oft besser mit schriftlicher Kommunikation zurecht, da sie mehr Zeit zum Nachdenken und Formulieren haben. Extravertierte Menschen bevorzugen spontane Gespräche und den direkten sozialen Kontakt.

Wir alle haben gelernt, uns im direkten Gespräch auszutauschen. Wo liegen die Herausforderungen der virtuellen Kommunikation?
Virtuelle Plattformen funktionieren gut, um Informationen zu vermitteln. Es gibt jedoch Menschen, die digitale Kommunikation als unpersönlich empfinden, weil sie nicht die gleiche emotionale Tiefe bietet wie manche Gespräche von Angesicht zu Angesicht. Nonverbale Signale wie Gesten, Mimik und Körperhaltung oder auch Gerüche spielen im direkten Kontakt eine wichtige Rolle und fehlen im virtuellen Raum oder zeigen sich dort auf andere Weise.

Können Emoticons diese Lücke füllen?
Zum Teil. Emoticons wie der Daumen hoch oder ein zwinkerndes Smiley sind Beispiele für neue Ausdrucksmöglichkeiten in virtuellen Räumen. Sie beugen Missverständnissen vor, indem sie die Absicht hinter den geschriebenen Worten verdeutlichen. Die Bandbreite nonverbaler Signale können sie allerdings nicht vollständig ersetzen.

Welche Kommunikationsmittel empfehlen Sie im beruflichen Umfeld?
Es ist wichtig, das Medium zu wählen, das am besten zur Natur der Aufgabe und zur Unternehmenskultur passt. Ein Team muss sich also überlegen, wie es für die Erledigung seiner Aufgaben am besten kommuniziert. Ist das wöchentliche Treffen per Videokonferenz die beste Wahl? Falls ja, sollte die Konferenz gut strukturiert und moderiert werden, idealerweise von zwei Personen - eine leitet das Gespräch, die andere ist verantwortlich für den Chat. Pausen sind wichtig und die Dauer der Konferenz sollte begrenzt sein, um die Konzentration aufrechtzuerhalten.

Welchen Kommunikationskanal empfehlen Sie in Konfliktsituationen?
In emotional aufgeladenen oder kritischen Situationen ist das gemeinsame Gespräch vor Ort oft die beste Wahl. Es ermöglicht eine sofortige Klärung und bietet die Möglichkeit, durch Rückfragen Missverständnisse schnell auszuräumen. Wenn für die Konfliktklärung digitale schriftliche Kommunikationsmittel wie E-Mail oder Chats genutzt werden, sollten die Nachrichten wirklich sorgfältig und mit Bedacht formuliert und vor dem Absenden noch einmal überprüft werden.

«In emotional aufgeladenen oder kritischen Situationen ist das gemeinsame Gespräch vor Ort oft die beste Wahl.»

Um die Herausforderungen moderner Kommunikation zu meistern, sind zunehmend digitale Kompetenzen erforderlich.
Genau. Neben den individuellen kommunikativen Fähigkeiten ist digitale Kompetenz unerlässlich. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, Inhalte für die verschiedenen Kanäle situationsgerecht zu formulieren und zu präsentieren. Dazu braucht es formale Bildung und lebenslange Weiterbildung.

Welche Rolle wird die künstliche Intelligenz in der Zukunft der Kommunikation spielen?
Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend Teil unserer Kommunikation. Die Fähigkeit, mit KI zu interagieren, wird zu einer Schlüsselkompetenz. Ich bin gespannt, wie sich KI auf die zwischenmenschliche Kommunikation auswirken wird. Ich denke, wir werden neu definieren, was Kommunikation ist.
 

Portraitbild von Prof. Dr. Carmen Zahn


Prof. Dr. Carmen Zahn ist Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW. Sie forscht und lehrt mit Schwerpunkt digitale Medien, Wissen und Lernen inklusive der Einflüsse visueller Medien (Video) und physisch-räumlicher Lernumgebungen (Learning Spaces) auf Lernprozesse. Wichtige Anwendungsbereiche in der beruflichen Praxis sind die Entwicklung digitaler Kompetenz in Organisationen und die Gestaltung zukunftsorientierter Lernsettings.